Es gibt Lebenseinstellungen, die sind bereits seit langem etabliert, an sich schon als sehr klug und vernünftig anerkannt (gesunder Menschenverstand, sozusagen). Aber erst mit einem knackigen international aussprechbaren Begriff wird daraus ein „Lifestyle“, um im Jargon zu bleiben. Meine Großmutter zum Beispiel war ein echter „Zero Waster“. Sie selbst hat’s zwar nicht so benannt, aber es einfach so gemacht. (Fast) Null Müll, aber auch Null Verschwendung. Nicht tausend Dinge, aber ausgewählte gut. Keine hundert „Outfits“, aber eine klug zusammengestellte konzentrierte, gepflegte Garderobe „für jeden Anlaß“. Gekocht? Wurde täglich frisch, nach der Saison, und am liebsten mit Produkten „von nebenan“. Einwickelpapier? Wurde geglättet und „für alle Fälle“ weggepackt, wenn’s noch gut war. Abfall vermeiden, ganz einfach, oder? Hm, manchmal gar nicht so einfach. Aber auch hier gilt, jeder Beitrag zählt.
Zero Waste — das ist ein Leben, ohne Müll zu produzieren.
Zumindest theoretisch. In der Praxis ist das nämlich gar nicht so einfach. Es geht um 5 Prinzipien, auch die „Fünf R’s“ genannt, mit denen das Müllaufkommen, soweit es irgend geht, vermieden, zumindest aber reduziert werden soll.
1. Refuse – Nicht annehmen, vermeiden:
Hier geht’s um die bewusste Ablehnung von Müll. Hier sind nicht zuletzt die vielen Papierchen, Verpackungen, Tüten….also all‘ das Verpackungsmaterial & Co. gemeint, das man mit jedem Einkauf anhäuft, aber auch der gedankenlose Konsum allgemein. Wie viele Werbekugelschreiber, die gar nicht richtig schreiben, liegen bei Ihnen zu Hause in irgendeiner Schublade? Wie viele Werbeflyer schütteln Sie täglich aus Ihrer Tageszeitung oder Ihrem Briefkasten. Wie viele lesen Sie davon? Je bewusster wir konsumieren (und dazu gehört in der Konsequenz auch, dass wir ebenso bewusst ablehnen!), desto weniger muss produziert und später entsorgt werden.Bei uns verzichten wir auf den klassischen gedruckten Hotel Prospekt und sonstige hausinterne „Flyer“, die ganz schnell in den Müll „fliegen“. Auch die Korrespondenz mit unseren Gästen, vom Angebot bis zur Rechnung, ist in der Regel konsequent digital.
2. Reduce – Reduzieren
Eine ganz spezielle „Müll-Falle“ im Hotelbetrieb sind im übrigen die kleinen Portionspackungen. Praktisch, hygienisch – ohne Frage, aber definitiv verbunden mit Verpackungsmüll in rauhen Mengen. Sicher sind so ziemlich alle Lebensmittel am Anfang in irgendeiner Weise verpackt, aber nicht jede Portion muss nicht in einer eigens vorgefertigten Portionspackung daherkommen.Butter und Margarine? Bei uns „am Stück“ gekauft und portionsweise aufgeschnitten.Marmelade? Nach Saison Hausgemacht und im Weckglas aufgetischt. Hausgemachte Joghurts? Täglich frisch zubereitet und sehr appetitlich, ebenfalls im Weck-Glas.Honig? Fair Trade, aus der großen Familien Packung und in einem sehr clever konstruierten Spender. Für vollen Genuß ohne Klebefinger.Und Nutella? Zugegeben, der Umstieg von der Portionspackung auf den Einkauf im (Groß)familienglas war eine Hürde. Aber wir haben auch hier eine gute Lösung gefunden: in eine Konditor-Spritztüte umgefüllt, läßt sich der Aufstrich in niedliche Mini-Gläschen umfüllen und portionieren. Ohne Schokofinger! Und ja, darauf sind wir ziemlich stolz.Natürlich sind wir damit nicht „müllfrei“, denn die Dinge sind immer irgendwie verpackt, aber das „Weniger“ an Frühstücksmüll merken wir im Vergleich ganz deutlich.
3. Reuse – Wiederverwenden
Wie viele Kleidungsstücke haben wir, die wir nie anziehen? Wie viele Bücher lesen wir mehr als einmal. Hand auf’s Herz: Wer würde einen Krimi zweimal lesen? Eben. Und das sind nur zwei kleine Beispiele. Dinge, die wir nicht benötigen, können wir wieder unter die Leute bringen. 1 – 2 – 3 Deins! Oder aber ganz analog: auf dem Flohmarkt. Verschenken können wir die Sachen aber auch.
In den letzten Jahren hat die Wegwerfgesellschaft immer wieder neue, zuvor undenkbare Gipfel erklommen. Wo gibt es kluge Mehrwegalternativen und Produkte, die weiterverwendet werden können?Über die Pappstiegen, in denen wir unsere Eier bekommen, freut sich übrigens ein Hobby Hühnerzüchter aus Ratingen. Die Möbel in unserem Haus sind allergrößtenteils „gebraucht“. Auch neu renovierte Zimmer richten wir bewußt mit altem Mobiliar eingerichtet.Ganz wichtig, nicht nur für die (Wieder)Verwendung: Kann man ein Produkt gegebenenfalls auch reparieren? Ihr Auto oder Ihre Waschmaschine würden Sie sicher nicht sofort wegwerfen wollen, wenn sie kaputt gehen. Denn die Anschaffung war dafür zu teuer. Was ist aber mit den weniger teuren Dingen wie dem Wasserkocher, dem T-Shirt mit dem kleinen Loch, oder den Schuhen, deren Sohle „durch“ ist. Vieles davon muss gar nicht auf den Müll, sondern einfach nur zur Reparatur. Wer allein nicht weiter kommt, bekommt auch fachkundige Hilfe vom Schneider oder Schuster oder geht auf einen Kaffee in’s Repair Cafe. Das nächstgelegene findet sich übrigens auch kurzerhand im Internet. Und das Schöne ist: man kann selbst eine ganze Menge lernen.www.garage-lab.de
4. Recycle
Alles, was trotz der ersten drei Rs noch an Müll übrig bleibt, und sich auch nicht reparieren läßt, sollte unbedingt in den Recycling-Kreislauf eingebracht werden, denn auch das schont Ressourcen. Die Müllwirtschaft ist regional sehr unterschiedlich organisiert. Die Gelbe Tonne, in die Plastikmüll und Recyclingfähiges dürfen (also alles mit dem „Grünen Punkt“), die Blaue Tonne für Altpapier, die Braune Tonne für Gartenabfälle, Wertstoffhöfe und Wertstoff-Inseln auf der Straße mit Sammelbehältern für Papier und Glas sowie Textilien, sind in den meisten Gemeinden im Angebot. Dass recycelte Produkte durchaus gut aussehen können, zeigen zum Beispiel unsere Frühstücksservietten: Die sind nicht nur recycelbar, sondern selbstverständlich bereits selbst recycelt, und zwar zu 100%. Weniger lassen wir auch gar nicht durchgehen.
5. Rot – Kompostieren
Küchenabfälle lassen sich in hochwertigen Dünger verwandeln. Daran kann man sich auch beteiligen, wenn man keinen eigenen Garten oder Balkon hat und mit einem eigenen Komposthaufen schlichtweg „überausgestattet“ wäre. Ab damit in die Biotonne. Gartenabfälle, Herbstlaub und auch den alljährlichen Weihnachtsbaum nimmt Ihnen die örtliche Müllwirtschaft gern ab und zwar ganz unkompliziert!