Visitenkarten. Mal ein bisschen Geschichte
Visitenkarten. Nützlich und funktional, aber im allgemeinen nicht sonderlich spannend. Tatsächlich auch bei aller Digitalisierung immer noch unabdingbar, aber selten wirklich spektakulär. Firmenname, vielleicht mit Logo, dann die Adresse und die Kontaktdaten. Fertig.
Tatsächlich hat die Visitenkarte in früheren Zeiten eine sehr wichtige formelle Funktion. Als „Besucherkarte“ überreichte man sie dem Butler oder der Hausdame, die sie dann auf einem kleinen Tablett zur Herrschaft trug, um den Besuch, also die „Visite“ anzukündigen. Mit den Karten ließen sich auch kleine Botschaften übermitteln, und zwar durch das Abknicken einer Ecke der Karte nach oben, bisweilen in Verbindung mit kleinen Abkürzungsnotizen auf der Karte.
Hierdurch konnte die Besucherin oder der Besucher den Grund des Besuches mitteilen. So hieß beispielsweise „obere linke Ecke“ geknickt: p.v. (=pour visiter), also einfach „zu Besuch“, vor allem wenn der zu Besuchende nicht zu Hause war. „Untere linke Ecke geknickt“ hieß „p.f.“ (=pour féliciter), um zu gratulieren. Auf der rechten Seite der Visitenkarte wurden die eher traurigen Anlässe kundgetan. Knick der rechten oberen Ecke stand für „p.p.c.“ = „pour prendre congé“, um sich zu verabschieden, und das Abknicken der rechten unteren Ecke stand für „p.c.“ = „pour condoler“, um Beileid auszudrücken.
Heutzutage ist die Hin- und Herknickerei beim Überreichen von Visitenkarten tatsächlich nicht mehr so in Mode, und zumindest bei uns steht die Funktionalität dieses kleinen Stückchens Pappe als Kontaktkarte stärker im Vordergrund als ihr formell repräsentativer Charakter.
Eigentlich schade. Bei uns waren gerade die Visitenkarten zur Neige gegangen. Nachdruck oder Neudruck stand zur Debatte. Und wir möchten unsere Visitenkarte jetzt doch mal präsentieren. Denn wir haben’s jetzt beim Neudruck ein bisschen anders gemacht, und mal die Karten Rückseite genutzt.
Zwei Seiten einer (Visiten) Karte
Vorder- und Rückseite. Klar. So weit so banal. Aber… die Rückseite unserer neuen Karte hat es in sich, sozusagen. Denn hier geht’s uns um die Nachhaltigkeit, ein zentrales Prinzip für unser Handeln. Und für uns ist das sehr viel mehr als nur ein inzwischen arg strapaziertes Modewort, ebenso wie „Zero Waste“, das inzwischen eben auch fast ein geflügeltes Wort geworden ist.
Wir sind überzeugt, dass es einfach darauf ankommt, dass sich jeder Einzelne hinterfragt, wie er mit der Welt, die ihn umgibt, verantwortungsvoll umgeht. Und dass jeder Einzelne auch höchstpersönlich seinen Beitrag leisten muss, damit wir alle „nicht mehr Holz fällen, als im Wald nachwachsen kann“, um mal ein deutliches Bild aus der Forstwirtschaft zu zitieren.
„Zero Waste“
“Zero Waste“ ist ein wichtiger Begriff, wenn es um die sinnvolle Nutzung all’ unserer Ressourcen geht. Er bedeutet sowohl „kein Müll“ als auch „keine Verschwendung“. Ein sehr sehr hoher Anspruch, und im Alltag, zumal als Hotelbetrieb, wohl zu 100 % vermutlich nicht umsetzbar. Was aber nicht heißt, dass wir nicht aufmerksam darauf achten, wie wir mit unseren Ressourcen und Möglichkeiten umgehen. Ganz im Gegenteil. Wir sind überzeugt, dass auch jeder einzelne Schritt zählt, und sei er noch so klein. Wir halten das „Zero Waste“ Prinzip für wichtig genug, dass wir es jetzt auch auf unsere Visitenkarten geschrieben haben.
Die fünf R‘s
Worum geht’s genau? „Zero Waste“ hangelt sich als Prinzip traditionell an fünf Handlungsanweisungen entlang. Und damit man sich das besser merken kann, beginnt alles mit „R“, zumindest auf Englisch. Hier sind die berühmten fünf „R‘s“, mit ein paar kleinen Beispielen:
Refuse: Ablehnen, was man nicht braucht. Etwa die kleinen Plastiktüten beim Einkaufen von Obst und Gemüse. Die unzähligen Flyer und Werbebroschüren, die sonst ungefragt im Briefkasten landen. Wir selbst haben übrigens gar keine gedruckten Flyer oder Prospekte.
Reduce: Reduzieren, was man braucht und wie viel man davon braucht. Ein ganz wichtiges Anliegen ist für uns ein Zero Waste Frühstück. Gar nicht so einfach als Hotel, und mit all’ den Vorschriften, die man zu berücksichtigen hat, wenn es darum geht, Essen für Gäste zu bereiten. Die Latte hängt hoch. Und wir sind ganz stolz. Denn an unserem Frühstücks Buffet gibt es keinerlei Portionspackungen. Keine Minidöschen aus Plastik, keine abgepackte Konfitüre, keine Einzelmilch für den Kaffee, kein Honig im Portionsbeutel. Gar nichts von alledem.
Unser Aufschnitt heißt so, weil er frisch aufgeschnitten ist. Ebenso wie unser frisches Obst und Gemüse. Unsere Marmeladen und Joghurts sind hausgemacht und werden von uns in Weckgläsern portioniert. Das sieht nicht nur sehr appetitlich aus (und schmeckt richtig gut!), sondern spart wirklich eine ganze Menge Müll. Aber „Reduce“ hört nicht mit dem Frühstück auf. So haben wir beispielsweise eine Wasserenthärtungsanlage. Das macht den Einsatz von aggressiven Kalkreinigern oder Weichspülern überflüssig. Und Korrespondenz E-Mails drucken wir im allgemeinen nicht aus. Denn die sind schon im Computer. Und schnell zu finden.
Reuse: Möglichst wiederverwendbare Produkte kaufen und gebrauchen. Das fängt bei uns übrigens schon mit der Einrichtung an. Alle unsere Möbel sind alt. Und selbst wenn wir ein Zimmer neu einrichten oder umgestalten, schauen wir uns tatsächlich auch wieder nach alten Möbeln um. Wir freuen uns über Möbel „mit Geschichte”, und die vielen Dinge, die über die Zeit den Weg in unser Haus gefunden haben.
Recycle: Alles recyceln, was man nicht wiederverwenden kann. Oder gleich als Recycling Produkt kaufen. Zum Beispiel bei unseren Papierartikeln, also Büropapier, Ordner, vor allem aber bei den sogenannten Hygiene Papieren wie etwa Toiletten Papier, Küchenrolle, Kosmetik- oder Taschentücher, die wir für unsere Gäste bereit halten, achten wir darauf, dass es aus 100%-ig recyceltem Papier ist. Wenn möglich, „Blauer Engel“ zertifiziert. Denn hier sind die Empfehlungskriterien ganz besonders strikt. Klar, dass unsere Visitenkarten auch auf recyceltem Papier gedruckt sind.
Rot: Kompostieren. Hier geht es um Garten- und Küchenabfälle. Auf unserem Bauhof geben wir Grünabfälle zur Kompostierung ab, und jeder, der Kompost braucht, kann ihn anschließend dort abholen. Eine gute Idee mit kurzen Wegen.
Die Liste ist nicht vollständig, und es gibt auch noch ein ganzes Stück Weg für uns. Aber, wie gesagt, jeder einzelne Schritt zählt. Bei meiner Recherche in den Weiten des Internets habe ich übrigens ein sechstes R gefunden: re-think. Einfach mal überdenken, was wir tun und wie wir mit unseren Ressourcen so umgehen. Auch sehr empfehlenswert.