„Kein Flachs“, sondern eine sehr nützliche Pflanze
„Kein Flachs“ oder „ohne Flachs“ sagt man, wenn man betonen will, dass man keinen Unsinn, kein „leeres Zeug“ erzählt, oder einen Scherz macht. Und tatsächlich geht das „Flachsen“ in dieser Bedeutung wohl darauf zurück, dass die Menschen sich früher mit Scherzen und Geschichten die etwas eintönige Zeit vertrieben haben, während sie mühsam den Flachs zu Leinen weiterverarbeitet haben.
Flachs? Was ist das überhaupt? Tatsächlich ist „Flachs“, auch „Lein“ genannt, eine sehr alte Kulturpflanze, die sich sehr vielseitig nutzen läßt. Die Leinsamen werden in Backwaren, als Reformkost und Arzneimittel verwendet, Leinöl ist ein beliebtes Speiseprodukt, kann aber zu Farben, Lacken, Druckfarbe, Wachstuch, Schmierseife und Linoleum weiter verarbeitet werden. Aus den Fasern gewinnt man Leinen, auch Papier läßt sich aus Lein herstellen.
Die Ursprünge: Der „alte“ Flachsmarkt
Der Ursprung des Linner Flachsmarktes läßt sich bis in die Zeit der Stadterhebung Linns um 1315 zurückdatieren. Bereits zu jener Zeit wurde der in der Umgebung angebaute Flachs sowie Produkte daraus, wie zum Beispiel Leinen, auf dem Linner Marktplatz, dem Andreasmarkt, verkauft oder gegen Haushaltswaren oder Vieh getauscht. Schon bald entwickelte sich dieser „Flachsmarkt“ zu einem der bedeutendsten Märkte der Region.
Die Linner Märkte waren bei Flachshändlern und Bauern bis nach Kerpen und Erkelenz bekannt und sehr beliebt. Händler und Krämer kamen zu den Markttagen sogar bis aus Moers nach Linn und boten neben Flachs und Leinen auch Eisen-, Holz-, Leder- und Korbwaren, Steine, Töpferwaren, Textilien (auch gebrauchte), Pferdegeschirr, Getreide und später auch Fleisch und Brot an.
Der „neue“ Flachsmarkt auf Burg Linn
Es gibt zahlreiche „neue“ Märkte an unterschiedlichen Orten, die Handwerkerkunst und traditionelles Leben inszenieren. Das wirklich Besondere am Linner Markt ist jedoch nicht zuletzt das besondere Ambiente einer Burganlage, deren Anfänge bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen, zum Burgherren Ritter Otto von Linn. Der Flachsmarkt um die Burg Linn, der tradtionell jedes Jahr zu Pfingsten stattfindet, ist ein Ausflugsziel für die ganze Familie.
Es gibt viel zu gucken und zu erleben. Handwerker und Kunsthandwerker präsentieren sich selbst, ihren Beruf und ihre Arbeiten. Auch viele beinahe wie „ausgestorbene“ Berufe früherer Zeiten, wie beispielweise Waffenschmiede, Scherenschleifer, Blaudrucker, Seifenmacher, Perückenmacher, Zylindermacher und viele andere, zeigen ihre Kunstfertigkeit, und laden bisweilen auch zum Mitmachen ein. Der Einblick in mittelalterliches Leben und das Ritterturnier ist ein wichtiger Programmpunkt des Marktgeschehens. Auf der großen Wiese vor der Burg messen sich die Ritter in klassischen Ritterspielen und Turnier-Schaukämpfen wie zum Beispiel Helmschlagen und Lanzenstechen. Musiker, Gaukler und Geschichtenerzähler ziehen in traditionell anmutenden Kostümen über den Markt und unterhalten mit Geschichten aus früheren Tagen. Manch einer erzählt sicher „eine Menge Flachs“, aber gerade das kann auch äußerst unterhaltsam sein.