„Kultur findet Stadt“
„Kultur findet Stadt“ ist nicht nur ein hübsches kleines Wortspiel, sondern vor allem ein buntes und höchst abwechslungsreiches Kulturfestival in Krefeld. Mit viel Live Musik, Tanz und Theater, Kunst, Literatur und kreativem (Kunst)handwerk. Für drei Tage verwandelt sich die Stadt in eine riesige Bühne mit einem dichten Programm. Die Krefelder Musikszene stellt sich vor, mit Musik von Rock bis Pop, und Jazz bis Klassik. Orchester, Bands und Solisten mit fühlbarer Spielfreude. Etwa mit „Listen to Numbers“, einem Sampler mit dreizehn Krefelder Musikstücken, kommt ganz und gar „hausgemachte“ Musik auf die ganz große Bühne. Egal welches Genre, ob Anfänger oder alter Bühnen Profi, aus Krefeld musste diese Musik kommen. Auf dem „Koffermarkt“ verkaufen Kreative – wortwörtlich „aus dem Koffer“ – Handgemachtes aller Art. Schmuck, Bekleidung, Dekoration und Kunst. Eben alles, was in einen Koffer passt. Krefelder Kultureinrichtungen und Verlage präsentieren ihre Arbeit.
Und der künstlerische Rahmen, mit dem „Kultur findet Stadt“ in diesem Jahr eröffnet wird und der auch als letzter Programmpunkt ins Finale geht, ist ein ganz besonderes Highlight im „Bauhaus-Jahr“: Das Triadische Ballett.
Das Bauhaus mal als Tanz
Otto Schlemmers Triadisches Ballett, ein avantgardistisches Tanztheater Stück, das fast vor einem Jahrhundert seine Uraufführung hatte (1922), aber in seiner Radikalität immer noch modern wirkt. Getanzte Mathematik sozusagen, auf Basis der Zahl Drei. Otto Schlemmer war Maler, Bildhauer und Bühnenbildner, und ein höchst schöpferischer experimenteller Künstler. Sein „Triadisches Ballett“ ist ein konsequenter Gegenentwurf zu klassischem Ballett, aber auch zum expressionistischen Tanztheater der 1920er Jahre. Allerdings greift Oskar Schlemmer Motive und Techniken dieser Tanztheater Formen durchaus auf. Er zitiert sie, überspitzt ihren Ausdruck. Hat bisweilen einfach Lust am Unsinn, am Clownesken und Heiteren, am freien Spiel.
Drei Akte mit jeweils drei Szenen, die vor drei verschieden getönten, sich stimmungsmäßig steigernden Hintergründen. In fröhlichem Gelb, festlichem Rosa und mystischem Schwarz. Getanzt von den drei Tänzern in insgesamt achtzehn Kostümen. Steht am Anfang noch der Mensch, wird er Schritt um Schritt entmaterialisiert. Zum Schluss tritt gar das »Abstrakte« auf. Mit den geometrischen Kostümen, sperrig, teils wuchtig, und so, dass grazile Tanzbewegungen Mühe machen, tritt der Mensch hinter den Formen zurück. Er wird fast zu einer abstrakten Figur mit teils eher marionettenhaften Bewegungen. Kreiselt, trippelt, hüpft, wankt und schwankt. Kreis, Quadrat und Dreieck.
Schlemmer selbst sagte über den menschlichen Körper im Triadischen Ballett, er werde „raumplastisch, weil es sozusagen farbige und metallische Plastiken sind, die sich, von Tänzern getragen, im Raum bewegen“.
In der Stuttgarter Uraufführung seines Triadischen Balletts, hatte Otto Schlemmer übrigens als Amateur Tänzer selbst mitgetanzt. Er trat da unter dem Pseudonym Walter Schoppe auf. Mit seinem persönlichen Auftritt war er übrigens wohl im Nachgang nicht ganz so zufrieden. Ihm fehlte, so heisst es, ein wenig der Atem.
TRIAS. Das Theater der Klänge
Außer Atem kommen die spielfreudigen und bühnenerfahrenen Tänzerinnen und Tänzer des Düsseldorfer Ensembles „Theater der Klänge“ sicher nicht. Denn das professionelle Tanztheater setzt sich bereits seit 1987 mit den künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten der Bauhaus Bühne auseinander. Die Gruppe bietet mit „TRIAS“ eine zeitgenössische Neuinterpretation von Oskar Schlemmers Werk, formal und inhaltlich. Rundrock, Taucher, Kugelhände. Spirale und Bajazo. Burlesk, pittoresk. Seriös und festlich. Heldisch und monumental. Die Akteure können bei Otto Schlemmer durchaus aus dem Vollen schöpfen. Und sie tun das auch.
Das Theater der Klänge selbst schreibt über seine Inszenierung „TRIAS“:
„Anstelle einer starren eins zu eins Kostümrekreation werden die Kostüme so interpretiert, wie Schlemmer sie einfach und ursprünglich als Erweiterung von Ballettkostümen und Bühnenfiguren (auch des Puppentheaters) entwickelt hatte. Anstelle von automatisierten, starren entmenschlichten Figurinen zu einer mechanisierten Musik thematisiert TRIAS das Ausbrechen, die Explosion und Freude der körperlich, musikalischen Aktion im Musik- und Tanztheater. Anstelle des Zelebrierens hoher Bauhauskunst, betont TRIAS das clowneske und karnevalistische in Oskar Schlemmers Zugang zur Bühne.“
Das verspricht viel Energie und Lebensfreude. Lassen Sie sich inspirieren! Viel Vergnügen!
Die Neuauflage „TRIAS“ mit dem Düsseldorfer Ensemble „Theater der Klänge“ wird unter freiem Himmel, am Freitag 14.06. und Sonntag 16.06. jeweils gegen 21.00 Uhr auf der Krefelder Hauptbühne am Willy-Göldenbachs-Platz aufgeführt.