Die Stachelbeere – (k)ein Fall für Fructophobiker
„Wollen wir mal Stachelbeer Marmelade machen?“ Diese, nach Schweizerischem Vorbild basisdemokratisch gestellte Frage hat in unserem Team tatsächlich unerwartet heftige Debatten entfacht. Ebenso schweizerisch war dann auch die Länge der Debatte. Die Meinungen spreizten sich von „Au ja. Lecker!“ bis „Auf gar keinen Fall.“Bei näherer Betrachtung stellten wir fest, ganz offenbar war die Stachelbeere als solche vielen Vor- und Fehlurteilen ausgesetzt, zumindest bei den vehementen Verweigerern (Obstverweigerer am allgemeinen heißen übrigens „Fructophobiker“, falls Sie das immer schom mal wissen wollten). Also höchste Zeit, mit den Stachelbeer Vorurteilen mal radikal auzuräumen:
Der Name ist hier nicht Programm
Jeder, der Stachelbeeren schon mal selbst vom Strauch gepflückt hat, kann es bestätigen. Nein, der Name ist bei diesem Obst zum Glück nicht Programm. Statt Stacheln trägt die Haut nämlich nur einen mehr oder weniger feinen Flaum. Je nach Region heißen Stachelbeeren übrigens sowieso anders, man nennt sie z.B. auch Druscheln, Heckenbeeren, Krausbeeren oder Klosterbeeren. In der Schweiz heißen sie Chruselbeeri oder Chrosle, die Österreicher sprechen von Agrasel.
(K)eine angestammte uralte Traditionsfrucht
Stachelbeeren gehören sicher zu den Klassikern der hiesigen Obstgarten Kultur. Ursprünglich kommen sie aber gar nicht aus den gemäßigten mitteleuropäischen Breiten (obwohl sie hier hervorragend gedeihen), sondern aus Nordafrika und Eurasien, bis nach China. Weltweit gibt es rund 500 Sorten Stachelbeeren mit drei farbigen Grundsorten, von grün-weiss, über gelb bis rot. Die meisten werden in Großbritannien angebaut, und erfreuen sich als „Gooseberries“ („Gänsebeeren“) extremer Beliebtheit, nicht nur bei Gänsen!
Die sind bestimmt ganz sauer. Oder?
So sauer, wie man ihnen immer wieder nachsagt, sind Stachelbeeren übrigens gar nicht. Im Gegenteil: Je reifer die Stachelbeeren, desto süßer schmecken sie. Kein Wunder: Gleich nach Weintrauben kommen Stachelbeeren als die einheimischen Beeren mit ihrem Zuckergehalt auf den zweiten Platz.
Das mutmaßlich „Saure“ hat vermutlich auch damit zu tun, dass Stachelbeeren – je nach Reifegrad – zwischen 20 und 70 (in Worten: siebzig!) mg Vitamin C enthalten können.
Probieren geht über studieren
Irgendwann steht man letztendlich vor der Entscheidung: Machen oder lassen. Wir haben es gemacht und der Stachelbeere eine Chance gegeben. Und….es lohnt sich! Aber probieren Sie selbst. Gern als Gast bei uns im Hotel. Und damit Sie sich auch zuhause darüber freuen können, hier ist das Rezept:
Hier lautet die magische Formel: 1 zu 1 zu 1. Und zwar für 1 kg Stachelbeeren, 1 kg Zucker (Gelierzucker 1:1) und (Achtung! Die nötige Prise Magie) 1 Stange Zimt.
Die Stachelbeeren putzen, also Stiel und Blütenansatz enfernen, dann waschen und pürieren. Pürieren können Sie nach Gusto: wir finden es besonders lecker, wenn man „kurz vor ganz fein“ damit aufhört, so dass man noch Ministückchen hat. In einen Topf geben und einmal aufkochen. Dann Zucker und eine Zimtstange dazugeben. Alles unter Rühren zum Kochen bringen und weiter kochen lassen, bis eine Gelierprobe zeigt, dass die Marmelade fest wird. Die Zimtstange aus der Marmelade nehmen, Marmelade kochend heiß in vorbereitete Gläser füllen, sofort verschließen und für ein paar Minuten auf den Kopf stellen. Anschließend kann man die Gläser noch einmal für 15 Minuten einkochen, damit sie auf jeden Fall für die obstlose Saison gut hält. Guten Appetit!