Liebe, Intrigen, Mordlust. Und am Schluß eine Doppelhochzeit
Wie klingt das für Sie? Handelt es sich hier etwa um die Zusammenfassung einer Vorabend Serie aus dem Genre „Daily Soap“. Drama, Liebesgeschichte, mit ein bisschen Krimi. Mit dem üblichen hochkomplexen Gemenge an Irrungen, Wirrungen, üblen Intrigen und gebrochenen Herzen, bis am Ende alles gut wird. Claudio und Hero heiraten, genauso wie Beatrice und Benedikt. Und der böse Stiefbruder Don Juan erhält natürlich auch seine gerechte Strafe.
Nein, keine „Daily Soap“, sondern eine turbulente, höchst verwickelte Komödie von William Shakespeare. Mit „Viel Lärm um nichts.“, inszeniert von Northern Broadsides und dem New Vic Theatre, beginnt das diesjährige Shakespeare Festival im Neusser Globe Theater.
Von Mitte Juni bis Mitte Juli steht Neuss wieder ganz im Zeichen von William Shakespeares großer Theaterkunst. Mit dreiunddreißig Vorstellungen und fünfzehn Inszenierungen aus Frankreich, Polen, Ungarn, England und Deutschland kommt Shakespeare in Neuss auf die Bühne. Und diese Bühne selbst ist auch etwas ganz Besonderes, nämlich der etwas verkleinerte Nachbau des berühmten Globe Theaters von 1599. So wird Shakespeare fast zu einer kleinen Zeitreise, die fühlbar macht, wie ein Theaterbesuch um 1600 wohl gewesen ist. Begleitet wird das Bühnen Programm von Workshops für Schüler und Lehrer, einem Kinder Shakespeare Tag sowie regelmäßigen Einführungen, und Patrick Spottiswoodes Vortrag „Shakespeare and the Globe“. Inzwischen auch ein Klassiker des alljährlichen Festivals.
Shakespeare kompakt.
Zu sehen gibt es einige der ganz großen Klassiker. Zum Beispiel „Romeo und Julia“ natürlich, in Szene gesetzt von Theater Poetenpack, Potsdam. Oder aber „Die Widerspenstige“, inszeniert von der Bremer Shakespeare Company, genauso wie „König Lear“. Das Rheinische Landestheater Neuss hat ein „Heimspiel“ mit „Was ihr wollt“. Die Komödie „Was ihr wollt“ geht übrigens in diesem Jahr gleich mit einer zweiten Variante an den Start. Nämlich unter der Regie von Guy Retllack, mit dem englischen Bridge House Ensemble. Wer wissen will, wie „Ein Pferd, ein Pferd, mein Königreich für ein Pferd“ wohl auf Ungarisch klingt, kann sich „Richard III“ in der Inszenierung des Maladype Theatre, Budapest, anschauen.
Und wer sich „Macbeth“ mal als eine absurde Farce aus der Feder von Eugène Ionesco anschauen mag, ist in der polnischen „Macbett“ Inszenierung des Teatr Papahema richtig. Die Handlebards aus London bringen wieder einmal Shakespeare aufs Fahrrad, und zwar gleich mit zwei Aufführungen: „Viel Lärm um nichts“ mit vier Männern auf Rädern, und Shakespeares „Sturm“- erstmalig in diesem Jahr – mit vier Frauen.
Kurzum, es gibt viel Shakespeare zu erleben. Also alles andere als „viel Lärm um nichts“, sondern vielmehr ganz großes Theater. Viel Vergnügen!
Shakespeare Festival. Globe Theater Neuss. 14. Juni bis 13. Juli 2019.