Deutschland ganz weit vorn: leider auch beim Plastikmüll
Es gibt kaum etwas, was nicht verpackt ist oder zumindest verpackt werden kann, und zwar in Plastik. Und wenn es dann ausgepackt ist, landet die Plastikverpackung zumeist im Müll. Weg damit. In die Tonne, aus dem Sinn. Auch die „Gelbe Tonne“ ist noch lange kein Garant dafür, dass der dort deponierte Plastikmüll tatsächlich in den Recycling-Kreislauf kommt. Weniger als die Hälfte wird recycelt, Kompliziertes einfach verbrannt.Europaweit liegt Deutschland in Sachen Plastikmüll ziemlich weit vorn. Mit einem Pro-Kopf-Plastikmüll-Aufkommen von 37 kg halten wir den 4. Platz. Nur Estland (46,5 kg), Luxemburg (52 kg) und Irland (71 kg) produzieren noch mehr Plastikmüll als Deutschland pro Kopf (Plastikmüll Statistik 2017, Quelle ZEIT ONLINE, AFP, 22.11.2017). Aber leider strengen wir uns in Deutschland zu allem Überfluss auch noch nach Kräften an, um uns in diesem unrühmlichen Ranking noch weiter nach vorn durchzusetzen. Von 2005 bis 2015 ist das Plastikmüllaufkommen in ganz Europa um 12% gestiegen, in Deutschland um fast ein Drittel.
Plastikmüll verschwindet nicht, sondern wird einfach nur immer kleiner. Makro- und Mikroplastik.
Einmal im Müll, erweist sich Plastik als eine äußerst robuste Angelegenheit. Nur knapp über 40%, und damit weniger als die Hälfte, wird recycelt. Eine Plastikflasche benötigt 450 Jahre im Meer, um sich zu zersetzen. Dabei löst sich das Plastik allerdings nur in kleinere, kaum sichtbare Plastik-Teilchen auf. In weiten Teilen der Meere gibt es mittlerweile sechs Mal mehr Plastik als Plankton. Und irgendwann haben wir – mit der Nahrungskette – den Plastikmüll, den wir nicht recyceln, buchstäblich wieder auf dem Teller. Plastikmüll in den Ozeanen manifestiert sich inzwischen in gigantischen Strudeln.Wie monströs das aussieht, macht ein kurzer BBC Beitrag augenfällig klar:
Wieviel Plastikmüll erzeugen wir? Wir? Ja, Sie und ich, und jeder andere!
Es steht umgekehrt außer Frage, dass Plastik ein vielfältiger Werkstoff mit zahlreichen, durchaus sinnvollen Anwendungsmöglichkeiten sein kann, der aus unserer Welt nicht mehr wegzudenken ist. Auch die bloße Plastik-Dämonisierung schafft das Problem nicht aus der Welt. Wir müssen was tun. Es geht einfach darum, dass wir alle für das Thema sensibilisiert sind, und – noch viel mehr – dass wir gemeinsam handeln. Indem zunächst einmal jeder von uns seinen persönlichen Plastikverbrauch überdenkt und übermäßigen Gebrauch vermeidet.Übrigens ist nicht zuletzt auch das Kunststoff Recycling eine echte Wissenschaft für sich: So kann ein einziger Joghurtbecher beispielsweise bis zu 600 Chemikalien enthalten, weil er möglichst leicht und billig sein soll: UV-Stabilisatoren, Antioxidantien, Hitze-Kälte-Stabilisatoren, diverse Füllstoffe (Quelle: ZEIT online 04.04.2018. „Wir müssen Verpackungen viel mehr feiern“ Interview mit Öko-Design Experte Michael Braungart).
Frühstück ohne Plastikmüll. Unser Hotel Buffet auf dem Prüfstand
Im Hotel ist die Kunststoff Verpackung leider auch grundsätzlich ein ganz großes Thema. So wirkt zum Beispiel das Frühstück vielerorts wie eine Leistungsschau der Kunststoff-Industrie. Alles in Einzelportionsverpackungen.Nicht bei uns!Es ist uns tatsächlich gelungen, an unserem Frühstücks-Buffet ganz rigoros nichts mehr in Portionsverpackungen anzubieten. So sind beispielsweise unsere Marmeladen hausgemacht und werden ohnehin im Weck-Glas aufgetischt, ebenso wie unsere allmorgendlich frisch zubereiteten Hausgemachten Joghurts: Einzelportionen, serviert im Weck Glas, mit Deckel. Und das sieht nicht nur appetitlich aus, sondern schmeckt auch so. Versprochen. Hausgemachter Kräuterquark mit frischen Kräutern und französischer Frischkäse? Im Glas. Butter und Margarine? Frisch aufgeschnitten, in kleinen Würfelchen. Honig? Zwar aus der großen Flasche, aber die ist in einem cleveren Spender. Der ist nicht allein technisch wirklich gut gemacht, sondern garantiert vor allem: nie mehr klebrige Finger. Und Nutella. Ja, das hatten wir lange in Portionspäckchen (klebrige Schoko-Finger!), aber auch da haben wir inzwischen einen Weg gefunden: Portioniert aus dem großen „Großfamilienpackungsglas“, und bei uns umgefüllt in kleinen Weck-Gläschen mit Deckel. Ein echter Hingucker! Und ebenfalls Genuss ohne Schokofinger.Und ja, da sind wir auch ein bisschen stolz drauf.
Nehmen wir’s einfach mal sportlich. Dann macht’s sogar Spaß! Versprochen.
Es geht also darum, einen durchaus edlen Gedanken („Wir müssen Müll vermeiden.“), in ganz konkretes Handeln umzusetzen. Es müssen nicht gleich die 100% sein, aber jede einzelne Portionsverpackung, die nicht mehr produziert, gekauft, aufgebraucht wird und dann im Müll landet, ist tatsächlich schon mal eine weniger.Es geht darum, alternative Methoden und Materialien zu entwickeln, neue Recyclingverfahren zu erarbeiten und auch tatsächlich (!) umzusetzen, und allem voran, insgesamt die derzeitige „Materialschlacht“ deutlich einzudämmen. Dass in Sachen Plastikmüllvermeidung deutlich Luft nach oben (oder vielmehr nach unten!) ist, zeigen im europäischen Vergleich zum Beispiel die Zahlen aus Kroatien: 12,4 kg pro Kopf und Jahr. Das ist doch schon mal ein Ziel. Nehmen wir diese sportliche Herausforderung doch einfach an. Auf die Plätze – fertig – los!