„Zieh dich warm an!“. Der „Dicke Pullover Tag“
„Zieh dich warm an!“, sagt man umgangssprachlich als Warnung, vielleicht sogar mit leicht bedrohlichem Unterton, wenn den oder die andere schon einmal darauf vorbereiten möchte, dass es demnächst ungemütlich kalt wird. Pass auf, gib acht! Sieh dich vor! Die Metaphorik ist leicht verständlich. Warme Kleidung rüstet gut gegen den Kälteeinbruch. Nichts einzuwenden gegen einen dicken Pullover.
In den letzten Wochen ging der „Dikke Truien Dag“, am 12. Februar 2019, auch durch unsere Medien (z.B. ARD Weltspiegel) und hat so einiges an Diskussionen ausgelöst. In Flandern und den Niederlanden ziehen sich die Menschen am „Dicke Pullover Tag“ warm an für den Kampf gegen den Klimawandel. Und das tun sie nicht zum ersten Mal, sondern bereits seit etlichen Jahren. Die Aktion ist keine private Initiative, sondern wird auch von den Behörden stark unterstützt. Schulen, Universitäten, Rathäuser, Behörden – alle drehen an diesem Tag die Heizung runter. Um damit an die Verpflichtungen aus dem Klima-Protokoll von Kyoto aus dem Jahr 2005 zu erinnern. Und auf die Folgen der globalen Erwärmung aufmerksam zu machen. Direkt im Jahr 2006 haben die Flamen in Belgien damit angefangen, seit 2007 ziehen auch Menschen in den Niederlanden mal den ganz dicken Pullover über, um darauf aufmerksam zu machen, dass auch das Heizen von Gebäuden einen ganz großen CO2 Abdruck hinterlässt.
Kleines Experiment. Große Wirkung
Klimaexperten haben ermittelt, dass es etwa 6% Energiekosten und Treibhausgase einspart, wenn man die Heizung um 1 Grad herunterschaltet. Tatsächlich ist das Heizen der wichtigste Faktor, wenn es um den Energie Verbrauch von Gebäuden geht. Und wenn fossile Brennstoffe verheizt werden, die CO2 Emissionen verursachen, trägt dies leider gehörig zum Klimawandel bei. Für die Niederlande heißt das ganz konkret: Wenn das ganze Land nur an einem Tag die Heizung um 1 Grad herunterschaltet, entspricht das einer geschätzten Einsparung von 3,6 Millionen Kubikmetern Gas, oder 3,2 Millionen Euro, oder eben 6,4 Millionen Kilogramm CO2.
Man braucht keinen dicken Pullover, um klimaneutral zu heizen
Tatsächlich ist der eben zitierte „Dicke Pullover“ ein guter Anlass, die eigenen Heizgewohnheiten vielleicht doch noch einmal zu überdenken. Wo kommt man auch mit weniger Heizenergie aus? Wie läßt sich die eigene Wohnung in sachen Heizkosten optimieren? Wenn es nicht immer ein dicker Pullover sein soll, gibt es in diesem Feld auch weitere sinnvolle Möglichkeiten. Denn Sie können Ihren Energieanbieter auswählen. Und auch die Art Ihres Stroms oder Erdgases.
Wir haben uns sehr bewusst für 100%-igen Ökostrom aus 100%ig erneuerbaren Ressourcen (Sonne, Wind, Wasser) entschieden, und für „klimaneutrales Erdgas“. Mit der Entscheidung für eine Energieversorgung aus 100% erneuerbaren Ressourcen und klimaneutrales Erdgas retten wir nicht das Universum. Das wissen wir, und das maßen es uns auch nicht an. Wir sind aber überzeugt, dass das Verheizen fossiler Ressourcen definitiv nicht nachhaltig ist, sondern Raubbau an unserem Planeten. Und dass jeder einzelne Schritt in Richtung Nachhaltigkeit wirkt. Und zwar von jedem Einzelnen.
Ökostrom. Von „Greenwashing“ bis „So richtig grün“
Sicher ist es auch bei der Entscheidung für die Art der Stromversorgung sinnvoll, genauer hinzuschauen. Denn tatsächlich gibt es auch „Ökostrom“ Angebote, die bei näherer Betrachtung eigentlich keine sind, zumindest nicht so „richtig“. Es ist im Sinne eines wirklich nachhaltigen Umweltgedankens wichtig, dass es eben nicht „nur“ um Energie aus erneuerbaren Quellen geht, sondern dass Ökostrom-Anbieter auch in neue Technologien und Anlagen investieren. Und die Umweltbilanz nicht nur mit der Abwärme aus Kraft-Wärme-Kraftwerken „schön gerechnet“ wird. Dass sie sich nachweislich auch aktiv für Förderprogramme und Forschungsprojekte für erneuerbare Energien einsetzen.
Auf den ersten Blick wirkt die Vielzahl der Angebote ein wenig unübersichtlich. Utopia.de bietet eine ziemlich umfassende Übersicht über die unterschiedlichen Anbieter im Vergleich.
Der reine Stromherkunftsnachweis reicht nicht so ganz aus, um sicherzugehen, dass der vermeintlich „grüne“ Strom nicht eigentlich doch ziemlich „grau“ daherkommt. Die Vielzahl der verschiedenen Prüfsiegel und Zertifikate tragen auch nicht unbedingt zu Transparenz und Orientierung bei. Die Verbraucherzentrale beispielsweise gibt gute Anhaltspunkte, sich im „Stromdickicht“ zurechtzufinden. Lohnend ist auch der Blick auf das ok-Power-Label oder die TÜV Prüfsiegel. Aufschlussreich ist der Blick auf die jeweiligen Kriterienkataloge und die Regelmäßigkeit, mit der ein verliehenes Siegel überprüft wird.
Energieversorgung und -verbrauch. Die beiden Enden einer Leitung
Klar, insbesondere die gar nicht erst verbrauchte Energie hat einen großen Umweltnutzen. Als Hotelbetrieb gehören wir – quasi von Berufs wegen – allerdings nicht unbedingt zu den erklärten Stromsparern. Zumal wir eigentlich nie so ganz unter uns sind, sondern eigentlich immer Gäste im Haus sind. Und eine freundliche, helle Umgebung trägt eben auch dazu bei, dass unsere Gäste sich wohlfühlen. Auch diejenigen, die spät anreisen oder erst nachts nach Hause kommen, werden mit einem behaglichen Licht empfangen. Nein, keine „Festtagsbeleuchtung“, aber ganz und gar dunkel ist es bei uns eigentlich nie.
Im Sinne der Nachhaltigkeit befassen wir uns intensiv damit, wie wir diese Behaglichkeit und sinnvolles Energie Management miteinander kombinieren.
Nein, wir verteilen keine dicken Pullover unter unseren Gästen. Aber wir regulieren die Heizung tagsüber in den Zimmern, wenn keine Gäste im Haus sind. Wir arbeiten mit energiesparenden Lampen und energieeffiziente Maschinen, egal, ob es um Kühlschrank, Spülmaschine, Waschmaschine, Trockner oder Rechner geht. Auch bei unseren Lieferanten gucken wir kritisch nach. So ist uns beispielsweise wichtig, dass unser Web Host eine Energieversorgung zu 100% aus erneuerbaren Energien garantiert.
Die Energiewende kann nur gelingen, wenn sich tatsächlich auch jeder Einzelne bewegt. Jeder Schritt zählt. Und dass jeder einzelne von uns „dranbleibt“, aufmerksam ist für seinen Bedarf und den Energieverbrauch. Und dafür braucht man nicht unbedingt immer einen dicken Pullover und warme Socken. Das geht auch im T-Shirt.