Susanne A. Schalz. „Das Ruhrgebiet kann mehr als grau.“
Das Ruhrgebiet liegt Susanne A. Schalz sehr am Herzen, oder besser „im Herzen“, so sollte man es vielleicht genauer formulieren. „Pott in Farbe“ nennt die Künstlerin ihr Atelier im Magazin Gladbeck. Einem historischen Gebäude der Zechen- und Hafenbahn, das sie behutsam und mit viel Sorgfalt für’s Detail in einen Kunst-, Ausstellungs- und Veranstaltungsort verwandelt hat.
Susanne A. Schalz’ Portfolio deckt eine ganze Bandbreite ab: Farbkräftige Malerei, figurativ oder nicht-gegenständlich, aber auch zarte Zeichnungen in Schwarz-Weiss. Sogar Dreidimensionales ist dabei. Skulptur und Installation.
Das Ruhrgebiet zieht sich wie ein roter Faden durch ihre Arbeit. So hat Susanne Schalz wohl alle Zechenanlagen im „Pott“ gemalt, aber ganz und gar nicht klischeegerecht grau und trist, sondern – im Gegenteil – mit kraftvollen Farben und dynamischem Pinselstrich. Mit der farbenprächtigen Multimedia Installation „Bergfrei“ zum Ende des letzten Jahres hat die Künstlerin dem Kohleausstieg in ihrem Atelier ihr ganz persönliches Denkmal gesetzt. Ein ganz besonderes Projekt. Aber dazu an anderer Stelle mehr.
Hier geht’s jetzt um Susanne A. Schalz’ abstrakte Malerei, mit der sie ihrem Thema „Ruhrgebiet“ in ganz spezieller Art und Weise Rechnung trägt.
Zwischen den vermeintlichen Gegenpolen Abstrakt und Konkret spannt sich bei Susanne A. Schalz ein ganz besonderer Spannungsbogen auf. Und die Kohle, die sich in Form von kleinen Partikeln wohl in all’ ihren Revierarbeiten findet, ist ganz und gar nicht der „kleinste gemeinsame Nenner“.
„coal down“. Ruhrmaterie trifft auf Farbe
„coal down. Ruhrmaterie trifft auf Farbe“. So hat es Susanne A. Schalz für eine ganze Serie von nicht-gegenständlichen Arbeiten selbst formuliert. Sind die portraitierten Zechenanlagen oder gar die überbordende Multimedia Material Collage der installation „Bergfrei“ noch ganz „handfest“ und konkret umrissen, geht Susanne A. Schalz mit ihren Abstraktionen einen anderen Weg. Allerdings genauso farbkräftig.
In einer Serie von Abstraktionen liegt die Kohle tatsächlich ganz zuunterst. Kohle- und Abraumpartikel sind in die unteren Farbschichten der „coal down“ Bilder eingearbeitet, finden sich aber bisweilen auch als eine stumpfe Spur an der Oberfläche. „Coal down“, also „Kohle nach unten“ oder vielleicht auch eine Art akustisches Wortspiel. „Cool down“, vielleicht. „Enspann dich“. Entspannend ist der Blick auf Susanne A. Schalz abstrakte Arbeiten allemal. Zumal es viel zu entdecken gibt.
Feiner Kohlestaub unter und zwischen hautzart lasierten Farbschichten, kräftig leuchtende Pigment Inseln, fast klumpig wirkende Farbflecken neben feinen Schlieren. In die Leinwand haben sich Spuren des Arbeitsprozesses eingeschrieben, die sich in Unschärfen und zerfasernde Bewegungen äußern. An einigen Stellen schimmern vereinzelt feine Muster durch, etwa von Lochplatten, oder aber Blütenornamente. Bruchstückhaft, als Andeutung fügen sie sich in die umgebende Farbigkeit ein, und kontrastieren mit ihrer „Geordnetheit“ den umgebenden Farb- und Formenstrudel.
„coal down“. Das Ruhrgebiet abstrakt
Tatsächlich entsteht durch das Überlagern all dieser Schichten gleichsam eine Raumtiefe, die den Betrachter und die Betrachterin in das Bild zieht. Raum für vielfältige Assoziationen liefert. Aber sich gleichzeitig einer tatsächlich konkreten räumlichen Ortung entzieht. Das Erforschen dieses Raum erinnert ein bisschen an die Zufälligkeit von wechselnden Wolkenbildern, denen man versonnen nachhängen kann. Vielleicht auch eine Art von selbstreflexiver Analyse über die Mittel, mit denen Susanne A. Schalz ihre ungegenständliche Kunst macht: Farben, Formen (hier vielmehr das Formlose), Licht und nicht zuletzt Kohle und Staub aus ihrem Revier.
Hier eben nicht konkret verortet und figurativ, kein Förderturm, kein Zechenbau, keine Villa Hügel. Und schon gar keine materielle Installation wie „Bergfrei“. „Coal down“ ist vielmehr schwebend, im reinen Farbraum. An der einen oder anderen Stelle wird es dann doch überraschend konkret. Da schwebt dann etwa Susanne A. Schalz’ Logo, ein kleiner abstrahierter Förderturm mit lustigen Augen, durch die Tiefen der Farbschichten. Quasi als ein freundliches Augenzwinkern.
Susanne A. Schalz stellt ihre Abstraktionen, zusammen mit ihren figurativen Revieransichten, Landschaftsbildern und Reiseimpressionen noch bis Mai / Juni 2019 bei uns im Hotel Villa Meererbusch aus.