Alles auf Null
Ursprünglich hatte ich nicht vor, das Internet mit einem weiteren Corona Artikel zu füllen. Wenn man „Corona“ bei Google eingibt, nennt die Suchmaschine 3.880.000.000 Einträge. Ja, in Worten also knapp „Drei Komma Neun Milliarden“. Es ist also vermutlich alles schon gesagt.
Unser BLOG beschäftigt sich mit Themen zu Nachhaltigkeit, Kunst und Kultur in der Region. Und unsere Rubrik „Veranstaltungstipps“ hat sich gerade aus bekannten Gründen bis auf Weiteres erledigt.
Heute schreibe ich doch einen Eintrag. Denn ich bin über einen kleinen Artikel in der Rheinischen Post gestolpert, den ich für sehr wichtig halte. Er handelt von Camelia Popescu.
Rheinische Post vom 09.04.2020: Gebäudereiniger in der Krise
Wer ist Camelia Popescu?
Camelia Popescu heißt in Wirklichkeit anders, ihr Name ist – wie sich das gehört – von der Redaktion geändert. Aber es gibt sie, und sie steht für etwa 650.000 Menschen, die in Deutschland putzen. Diese Zahl meint nicht die vielfach „schwarz“ beschäftigten Putzhilfen in Privathaushalten. Gemeint sind die Menschen, die als Mitarbeiter in Reinigungsfirmen angestellt sind, und die beispielsweise Büros, Arztpraxen, Krankenhäuser, Schulen, Geschäfte, oder etwa Museen, Verwaltungsgebäude und öffentliche Toiletten, Flugzeuge und Bahnhofstoiletten sauber halten. Unter bisweilen mehr als prekären Arbeitsbedingungen. Mit befristeten Verträgen auf kurzen Laufzeiten, Teilzeitstellen, vor allem aber sozialversicherungsfreien Mini-Jobs.
Camelia Popescu war in einem Kölner Reinigungsunternehmen als Reinigungskraft beschäftigt. Und ihr ist jetzt, wie vielen ihrer Kollegen und Kolleginnen auch, innerhalb von zwei Wochen gekündigt worden. Arbeitsrechtlich ist das mehr als nur die gern zitierte „Grauzone“. Aber sie hat vermutlich, wie viele ihrer Kolleginnen und Kollegen, nur einen Mini-Job Vertrag, obwohl sie unter Umständen vielleicht sehr viel mehr arbeitet, als dieser Vertrag vorsehen kann, vorausgesetzt, man beachtet zumindest den vorgeschriebenen Mindestlohn. Und bezahlt seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter korrekt und fair. Eine ganze Firma voller Minijobber. Und für Minijobber kann der Arbeitgeber keine Kurzarbeit beantragen.
Camelia Popescu putzt Hotelzimmer.
Die Firma, in der sie gearbeitet hat, ist auf Hotels spezialisiert. Als Subunternehmen, das für Hotelbetriebe als Auftraggeber tätig ist. Diese Hotels beschäftigen keine eigenen Reinigungskräfte. Oder etwa Frühstückskräfte, oder allgemein Menschen, die im Service sind. Sie lagern das aus. Damit lassen sich Personalkosten reduzieren, und auch das Kalkulationsrisiko. Und dann lassen sich gerade in den großen Billigketten auch die besonderen „Schnäppchenpreise“ kalkulieren, mit denen man gerade der „Geiz ist geil“-konditionierten Kundschaft eine ganz besondere Freude machen kann.
Fest angestellte Mitarbeiter sind indessen immer da, und müssen auch durchgängig bezahlt werden, nicht nur zu Spitzenzeiten und „in der Saison“. Die „Gestaltungsmöglichkeiten“ dieser besonderen Arbeitsweise als „Sub“ (oder „Sub“ vom „Sub“, auch das ist möglich) sind bisweilen mehr als nur „kreativ“, und die arbeitsrechtlichen Konstrukte oft mehr als nur fragwürdig. Die Zeche dieser ganz besonderen „Kreativität“ zahlt, ganz zum Schluss, Camelia Popescu. Denn sie hat keine Arbeit mehr, aber sie kann sich ja wieder melden, wenn es dann irgendwann wieder los geht. Das ist zynisch.
Keine Reisen. Keine Gäste. Null Umsatz
Camelia Popescu steht vor dem wirtschaftlichen Aus, weil gerade eine ganz Branche an der Kippe steht. Hotels sind faktisch überall im „Lock down“ Modus, nicht nur in den Feriengebieten, sondern auch bei uns in der Region. Und das wird sich auch so schnell nicht ändern. Selbst, wenn die aktuellen „Social Distancing“ Maßnahmen wieder gelockert werden. Privatreisen sind erst einmal abgesagt oder auf unbestimmt verschoben. Geschäftsreisen finden derzeit nicht statt. Denn das Büro findet im Homeoffice statt. Mit E-mail, Telefon, Face Time und Skype. Die nächste Messe ist erst wieder im September. Und was ist im Sommer? Wenig. Düsseldorf und Umgebung ist keine klassische Urlaubsregion.
Eine behördlich angeordnete Schließung gibt es aktuell ohnehin nicht. Auf der Website des DEHOGA heißt es in den FAQs auf die Frage: „Wie eingeschränkt sind Beherbergungsbetriebe?“ lediglich: „Übernachtungsangebote dürfen nur zu nicht touristischen Zwecken genutzt werden“.
Um „touristisch Reisende“ müssen wir uns allerdings auch keine Sorgen machen. Die kommen nicht. Genauso wenig wie alle anderen.
Eine Hotel Leistung lässt sich nicht im Online-Shop vermarkten und im Abhol- oder Lieferservice zu den Kunden nach Hause schicken. Wir können auch nicht einfach im Homeoffice weiterarbeiten. Wir produzieren keine Ware, und produzieren vielleicht einfach mehr, wenn Corona überstanden ist. In der Hoffnung, dass wir zumindest einen Teil der Verluste wieder einholen. Wir können ein Zimmer immer nur einmal verkaufen. Jetzt reist eben keiner. Keine Gäste, keine Arbeit.
Wie wir damit umgehen?
Von den derzeitigen Ereignissen sind wir massiv betroffen. Wir haben inzwischen Kurzarbeit angemeldet, um unsere Mitarbeiter halten zu können.
An unserem Konzept der „nachhaltigen Übernachtung“ halten wir fest. Zu viert arbeiten wir in unserem Team und mit unseren Mitarbeitern jeden Tag dafür, dass bei uns im Hotel Villa Meererbusch unsere Gäste ein „Zuhause fernab der Heimat“ haben. Ganz nah bei Düsseldorf. Eine nachhaltige Übernachtung in einer kleinen Villa. 3-Sterne Superior. Im Grünen gelegen, und bestens angebunden. Auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Nachhaltigkeit heißt für uns auch: sozialversicherungspflichtig und fest angestellt. Langjährige Mitarbeiter, keine Beschäftigung „einfach mal so“ auf Zuruf und „schwarz“, keine Leiharbeit, keine Subunternehmer, faire Arbeitsbedingungen. Eben kein „Sub“ (oder „Sub“ vom „Sub“) oder „Scheinselbständige“. Menschen, die dann plötzlich einfach „raus“ sind, wenn es nicht mehr passt.
Wir arbeiten hier im Team. Das ist für uns kein Allerweltspruch aus dem Motivations Abreisskalender, sondern ganz selbstverständlicher Arbeitsalltag. Jeden Tag. Und die unverzichtbare Voraussetzung dafür, dass wir gern zusammen arbeiten. Für uns, aber auch für unsere Gäste, ist niemand eine „austauschbare Nummer“, sondern jeder von uns hat ein Gesicht und einen Namen.
Nachhaltig übernachten. Und sonst so?
Nachhaltig. Das ist bei uns kein Modewort aus der Abteilung „Green Washing“, sondern bei uns schon seit langem gut etabliert und mit Fakten belegbar. Etwa mit leckerem „Zero Waste“ Frühstück aus nachhaltiger Produktion und mit fair produzierten Lebensmitteln. Biozertifiziert. Vieles mit Liebe und Sorgfalt hausgemacht. Selbstverständlich kein Convenience Food. Lokale und regionale Lieferanten. Wie zum Beispiel unsere Eier vom Kaiserhof in Wittlaer, oder unsere Wurst von der Metzgerei Oleszynski. 100% Ökostrom, 100% klimaneutrales Erdgas. Eine Wasserenthärtungsanlage für weiches Wasser, das aggressive Reiniger unnötig macht. Umweltneutrale Reiniger von Gryn, und Waschmittel von Sonnett. Zertifiziert. 100%ig natürliche, feinste Hotelkosmetik von i+m, Berlin. Auch zertifiziert, natürlich ohne Silikone, Paraffine und Mikroplastik o.ä. Und 8.000 l weniger Restmüll pro Jahr, und über 50 t CO2 Einsparung. Und eben keine „Subs“, sondern feste Mitarbeiter, zu fairen Arbeitsbedingungen.
Haben wir unsere persönliche Nachhaltigkeitsliste schon komplett abgearbeitet? Nein, auch für uns gibt’s immer noch viel zu tun. Aber dranbleiben ist entscheidend. Und jeder einzelne Schritt zählt. „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ So lautet wohl der passende Kalenderspruch. Stimmt. Jeden Tag. Nachhaltigkeit ist bei uns die Basis aller Unternehmensentscheidungen. Und das nun schon seit fast elf Jahren.
Sie können sich für uns entscheiden
Wenn das Reisen wieder möglich ist. Privat und geschäftlich. Bei Ihrer nächsten Reise an den Niederrhein. Nach Düsseldorf, Neuss, Krefeld, Mönchengladbach oder Viersen. Wenn die Welt wieder in Ordnung ist, sozusagen. Sie können sich sehr bewusst für eine Nachhaltige Übernachtung entscheiden.
Sie können sich bewusst für ein kleines, individuelles Hotel mit unverwechselbarem Profil entscheiden. Keine Kette. Wir sind nicht austauschbar und „überall gleich“, sondern persönlich für Sie da. Mit unserem kleinen Team aus festen Mitarbeitern. Freundlich und kompetent. Und nachhaltig.
„Nachhaltig übernachten bei Düsseldorf“
An unserem Konzept von Nachhaltigkeit, Ökologie und sozialer Verantwortung halten wir fest. Unsere „nachhaltige Übernachtung“ kann es zwar nicht zu „Schnäppchenpreisen“ geben, aber sie hat nachhaltige Qualität. Belegbar, mit überprüfbaren Fakten.
Kunst und Kulturleben sind für uns nicht nur einfach „auch irgendwie dabei“ und hübsche Dekoration, sondern ganz im Gegenteil unverzichtbar. Denn all‘ dies macht unser Leben bunter.
Wir glauben an unseren Weg, weil wir der Meinung sind, dass unsere Themen höchst relevant sind, wenngleich aktuell die – vordem intensiv geführte – „Klimadebatte“ irgendwie verschwunden scheint. Wir sind gespannt, wie sie nach Corona wieder aufgenommen wird. Ebenso wie die Debatte um faire Arbeitsbedingungen.
Wir sind für Sie da und hoffen, dass wir es auch bleiben.
Viele Grüße aus dem Meererbusch