Millionen von Hühnern legen Milliarden an Eiern
In Deutschland gibt es rund 46,9 Millionen Legehennen, und die legen knapp 15 Milliarden Eier. Eine gigantisch große Menge. Und die reichen nicht einmal aus. Der Eierverbrauch in Deutschland hat mit rund 19,5 Milliarden Eiern in 2018 einen absoluten Höchstwert erreicht. Das ist als schiere Zahl zu abstrakt und nur schwer vorstellbar? Nun, umgerechnet auf den Pro-Kopf-Verbrauch ist die Größenordnung nicht weniger imposant. Es waren in 2018 pro Jahr und Person 235 Eier in Deutschland (Quelle: BLE. Statistik und Berichte).
Eier gehören in Deutschland definitiv zu den beliebten Lebensmitteln. Und die Tendenz ist steigend. Über die letzten zehn Jahre ist der durchschnittliche Eierverbrauch pro Kopf im Vergleich zu 2008 um 13%, sprich um 27 Eier, gewachsen.
Ist das noch gesund?
Und damit meine ich nicht die Frage, ob sich der Verzehr von Eiern ungünstig auf den Cholesterin Spiegel auswirken, und damit vermeintlich „ungesund“ und „schädlich“ sind oder nicht. Hier kommt es auf die gesamte Ernährung an, aber das können Ärzte und Ernährungswissenschaftler inzwischen sehr gut und differenziert beantworten. Und inzwischen ist es auch nicht mehr die vermeintliche „Cholesterin-Bombe“, sondern vielmehr die Schadstoffbelastung durch Medikamente, Dioxin oder Insektizide, wie etwa vor zwei Jahren der Fipronil-Skandal. Inzwischen ist jedoch auch die eigentliche Hühnerhaltung, der Umgang mit dem Tier, zunehmend in der Diskussion. Zu viele Tiere auf zu engem Raum, wenig Licht, kein Auslauf, kahles Gefieder, gekürzte Schnäbel und geschredderte männliche Küken. Die beklemmenden Bilder hat wohl jeder schon mal gesehen, aber vielfach vermutlich beim nächsten Eierkauf auch schon wieder vergessen. Aber nur, was im Fokus bleibt, kann sich – hoffentlich! – auch zum Besseren wenden.
„Armes Huhn – armer Mensch“
Im Wortsinn „schädlich“ ist auf jeden Fall die katastrophale, ganz und gar nicht mehr tiergerechten Hühnerhaltung, die sich aus unserem Massenkonsum entwickelt hat. Denn auf Massenkonsum erfolgt Massentierhaltung. Und die „Legebatterien“ und großformatigen „Eierfabriken“ haben mit den vermeintlich „glücklichen“ Hühnern, die gern auf den Eierkartons abgebildet werden, ganz und gar nichts mehr gemein.
Lebensmittel müssen offenbar jederzeit, in jeder gewünschten Menge, und vor allem ohne viel Aufwand und günstig zu beschaffen sein. Und den Preis für den Anspruch, es müsse vor allem ganz günstig sein, zahlt letztendlich das Tier. 1950 hat so ein Huhn als „Nutztier“ übrigens etwa 120 Eier im Jahr gelegt, im Jahr 2017 „schafft“ so ein Huhn inzwischen 298 Eier, also schlicht mehr als das Doppelte. Hochgezüchtet, eingepfercht, häufig krank, verletzt und immer unter extremen Stress produzieren diese Hühner Eier, die dann teilweise zu einem Verkaufspreis von 0,12 € im Laden verkauft werden. Und wenn man sich klar macht, dass auch bei dieser Preiskalkulation noch irgendwer Gewinn macht, bleibt wortwörtlich das Tier als erstes auf der Strecke. Wie komplex der Eier- und Hühnermarkt sich verhält, und wie viele, auch durchaus globale (!) Spieler hier am Werk sind, zeigt übrigens eine interessante Dokumentation auf ARTE: „Armes Huhn – armer Mensch“
Von „glücklichen“ Hühnern
Wie es um das sprichwörtliche „Glück“ von Hühnern bestellt ist, das vermag ich nur zu mutmaßen. Aber wenn man bedenkt, dass in Freiheit lebende Hühner nichts lieber tun, als scharren, picken, herumlaufen und die Umgebung erkunden, im Sand baden und Futter suchen, und tatsächlich etwa 40 bis 60% ihrer Zeit mit der Nahrungsaufnahme verbringen, dann sollte das eine unabdingbare Vorgabe für tiergerechte Haltung sein.
Wenn man sich die Bilder auf den Eierkartons anschaut, egal ob konventionell, bio, Bodenhaltung oder Freiland, dann sehen die Bilder immer nach dem puren „Hühnerhimmel“ aus. Kurzum, hier ist mehr Information vonnöten. Die Stiftung Ökotest gibt hier nicht nur viel Hintergrundwissen, sondern hat einer ganzen Reihe von Anbietern ganz genau unter die Eierschale geschaut.
Wir legen für unser Frühstück im Hotel sehr viel Wert darauf, genau zu wissen, woher unsere Lebensmittel kommen. Und wir bevorzugen, wenn es irgend geht, lokale Lieferanten. Nun, am Niederrhein, und mit einer ganzen Reihe von landwirtschaftlichen Betrieben vor der Haustür, gibt es tatsächlich ein ziemlich umfangreiches Angebot. Auch an Eiern. Aber: Ei ist nicht gleich Ei. Und umso besser ist es, wenn man sich durch einen Besuch persönlich davon überzeugen kann, dass das „glückliche“ Huhn auf dem Eierkarton und im Internet nicht nur eine „gephotoshopte“ und Instagram taugliche Idealversion ist.
Eier aus dem Hühnermobil
Die Eier für unser Frühstück holen wir vom Gut Kaiserhof, einem Betrieb in Wittlaer, also quasi „um die Ecke“. Was macht die so besonders? Einmal abgesehen, vom wirklich großartigen Geschmack? Die Hühner leben tatsächlich ein freies Leben. Im Hühner-Mobil. Was das ist? Das bedeutet, dass die Hühner in einem Stall auf Rädern leben, der auf einer Wiese aufgestellt wird. Das Hühnermobil wird regelmäßig auf neue Wiesen Flächen gefahren, so dass die Hühner immer frisches Grünfutter bekommen. Die Verschmutzung der Flächen durch die Hühner ist gering und damit auch die Gefahr, dass sich die Hühner mit Krankheiten anstecken.
Und damit sich nicht der Habicht oder der Fuchs die Hühner holt, leben bei jeder Herde auch zwei Ziegen als „Leibwache“. Und die Ziegen nehmen ihren Auftrag sehr ernst, und machen ihn äußerst erfolgreich. Denn seitdem die Ziegen dabei sind, fehlt morgens kein Huhn mehr. Auch Menschen, die zum ersten Mal kommen und wohl nicht zur Herde gehören, werden erst einmal kritisch beäugt. Es sorgt einfach für gute Laune, sich diese ungewöhnliche Koexistenz anzuschauen. Und das friedliche Gluckern der Hühner klingt im Übrigen sehr beruhigend. Fast wie ein kleiner Urlaub.
Und nur zur Info
Wir bekommen weder Prozente noch Rabatte vom Gut Kaiserhof oder anderen Herstellern. Alle unsere Produkte wählen wir selbst aus. Wir bezahlen alle Produkte zum vollen Preis und genießen keine Sonderbehandlung. Aber wir sind einfach der Meinung, über gute Dinge, die uns überzeugen, sollten wir sprechen.